Weintraubenträger

 

WeintraubenTräger

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


  

Im Alten Testament wird im Zusammenhang von Buch Numeri 13, 23 berichtet:
Die Israeliten irrten nach ihrem Auszug aus Ägypten viele Jahre in der Wüste umher. Einmal schickten sie Kundschafter voraus in das ihnen von Gott verheißene Land. Diese kamen zurück und trugen auf einer Stange eine riesige Traube von den Früchten des Landes.

Hugo von St.Viktor, ein großer Theologe des frühen Mittelalters (+ 1141), sieht darin ein anschauliches Bild für das Verhältnis von Altem und Neuem Testament oder der Gläubigen vor Christus und nach Christus (vgl. De sacramentis christianae fidei, PL 176, 340CD):

Beide Kundschafter tragen dieselbe Wirklichkeit: die Traube am Holz. Sie bedeutet Christus am Kreuz. Aber der vordere trägt, ohne zu sehen, was er trägt. Er gleicht den Menschen vor Christus. Der hintere trägt völlig dasselbe, aber er sieht zugleich, was sie beide tragen.

In der Sicht des Neuen Testaments spricht bereits die Heilige Schrift Israels von Christus; so verstanden, wird sie für uns zum »Alten Testament«. In dieser Bezeichnung drückt sich unser neues Verständnis der Schrift Israels aus.

Der Text der Schrift Israels läßt sich in der Bundesformel zusammenfassen: »Ihr seid mein Volk, und ich bin euer Gott« (vgl. Jer 11,4 und viele andere Stellen). Die Bundesformel sagt Gemeinschaft der Menschen mit Gott aus. Es bleibt aber die Frage, wie wir vergängliche Menschen behaupten können, mit dem ewigen Gott Gemeinschaft zu haben und in seiner ewigen Liebe geborgen zu sein. Gottes Liebe kann doch nicht ihr Maß an irgend etwas Geschaffenem haben. Wie kann man Gemeinschaft mit Gott verstehen?

Mehr als Gemeinschaft mit Gott haben Christen auch nicht. Aber wir haben eine Weise, die Gemeinschaft mit Gott zu verstehen, dass sie nun universal verkündbar wird. Tatsächlich kann keine geschaffene Qualität jemals ausreichen, Gemeinschaft mit Gott zu begründen. Gemeinschaft mit Gott kann nur so bestehen, wie es uns von Jesus her weitergesagt wird, dass wir in die ewige Liebe von Gott zu Gott, die die Liebe des Vaters zum Sohn ist, aufgenommen werden. Gottes Liebe zu uns hat ihr Maß nicht an der Welt, sondern am Sohn. Sie gilt allen Menschen, auch denen, die vor Christus gelebt haben oder die ihn noch heute nicht kennen.

Wenn bereits Abraham in Gottes Liebe geborgen war und darauf vertraut hat, so konnte auch bei ihm diese Liebe in Wahrheit nur die Liebe sein, in der Gott von Ewigkeit her seinem eigenen Sohn zugewandt ist. Aber das kann man erst vom Neuen Testament her ausdrücklich erkennen.

Christen verstehen sich als Söhne und Töchter Abrahams im Glauben (vgl. Gal 3,7). Es geht auch ihnen um nichts anderes als diejenige Gemeinschaft mit Gott, in der sich bereits Abraham geborgen wusste. Aber von Jesus her ist diese Liebe Gottes offenbar geworden als eine ewige Liebe von Gott zu Gott, in die wir Menschen aufgenommen sind, so dass nicht einmal der Tod die Macht hat, uns von Gott zu trennen. Dann braucht man nicht mehr aus der Angst um sich selber zu leben. Das ist unser ganzer christlicher Glaube. Alle einzelnen Glaubensaussagen können dies nur noch entfalten, aber nichts hinzufügen. In diesem Sinn geht es auch in jeder Predigt immer nur um eine einzige Sache.