Fronleichnam - Tischgespräche

 

Tisch-Gespräche
Statt der Predigt in gewohnter Form haben wir einige wichtige Beiträge der Freunde Jesu zu den Tischgesprächen am Gründonnerstag, dem soundsovielten Gründonnerstag. Sie könnten gestern abend auf Tonband mitgeschnitten worden sein. -
Gespräche,
die Christen an Tischen machen, Gespräche, die Tische zu Altären machen. -
Alle Apostel
sind vertreten: Simon, genannt Petrus, Andreas, Simon Petrus Bruder, Jakobus, Sohn des Zebedäus, Johannes, des Jakobus Bruder, Philippus, Bartholomäus, Thomas, Matthäus, der Zöllner, Jakobus, Sohn des Alphäus, Thaddäus, Simon Kananäus, Judas Iskariot, der uns verrät (vgl. Mt 1, 1ff).


Ich denke, sagt Simon, der von immer mehr Petrus genannt wird, ich denke an die Kreise, die Dir nach dem Leben trachten. Seine Kreise wollte auch Archimedes, der alte griechische Mathematiker, nicht gestört haben; er herrschte einen römischen Soldaten ja direkt an, der in sein Haus eindrang: »[Noli turbare circulos meos -] Störe meine Kreise nicht!« - Das war so, und das ist so, daß viele Leute sagen: »Laß mich in Ruhe!« Ohne angeben zu können [es oft meist nicht angeben können zu wollen], wer eigentlich wessen Kreise zu stören versucht. Das braucht nicht länger so zu bleiben. Essen wir, ihnen die Ruhe selbst anzudienen, ihr »Laßt uns zufrieden!« zu konsekrieren in »Bringt mich in Ruhe!« - bei einem nach dem anderen. Den festen Punkt, so des ersten Papstes erster Bruder, den festen Punkt außerhalb der Erde, den archimedischen, von dem aus man die Welt endlich in Bewegung setzen, von dem aus man die Erde aus den Angeln heben könnte, hast Du uns auch nicht gezeigt.

Du hast ihn uns geschenkt. Den stets gütigen Vater hast Du uns geoffenbart. Zeigen tun wir ihn nun selber: Ein Stückchen Brot nur, was es nur zu sein behauptet, aber in Wahrheit - und von uns auch zu zeigen - voll des Geistes Deines Wortes. Unermeßliche Liebe nimmt jeden - in den Angeln göttlicher Ruhe, dem Kreis der Dreieinigkeit. Niemand stört den! - So war das Brüderliche jeden Papstes zu vernehmen.

Dein Sterben trifft weder Dich noch uns, schon gar nicht unvorbereitet. Nach Deinem Wort, daß/das unendlich Gott jeden einzelnen liebt, jede und jeden: nach dem Wort trifft auch Dich kein Sterben. Wirklich tot ist, wer sich verstellt, wer sich selber das Leben verstellt, wer sich tot stellt. Er trifft sich selber und leider andere mit. Gott trifft er nie. Du hast uns gesagt, daß auch wir »Abba, Vater!« sagen; sterben wir jeder anderen Vorstellung und Anrede, begegnet uns kein Sterben mehr unvorbereitet. - Jakobus, des Zebedäus Sohn

Die »maßgeblichen Kreise« sollen zu hören bekommen, daß sie nur maßnehmende sind, sich vermessen. Wir werden den Wein feiern, wie Du gesagt hast, das Brot auch »tun«, weil wir Dich auch künftig sehen - mit Deinen eigenen Augen: Sie sollen hören, daß die Auferstehung aller das Maß ist, das niemand nimmt. Es übernimmt sich, wer anderes Maß nimmt: Tragen wir nämlich Dich, können wir die Welt beruhigt lassen oder ändern. - Johannes, des Jakobus Bruder

Ja, wir werden in Deiner Vollmacht Deine Vollmacht verkünden. Mögen sie Dein Wirken in uns als das Dogma noch eigens formulieren und feierlich. Wenn wir bisheriger Umkehr den Rücken kehren, um umzukehren, wie Du es gesagt hast, wenn wir Deine Umkehr geschehen lassen an uns, wieder glauben, dann wirken wir wieder von neuem in Deiner Vollmacht. Nicht dann ohne Unterbrechung, nicht fortwährend, wie Du es getan. Dazu wollen wir Wein und Brot »tun«, immer wieder. Mal  - auch zeigen, na klar - zu unserem Gedächtnis wie der Knoten im Taschentuch, aber vor allem »tun« wollen wir verständig Dein Wort - zu Deinem Gedächtnis. So Philippus, den Bartholomäus sogleich wiederholte: Um dann wieder neu zu beginnen, alle einzuladen zur Vollmacht.

Den Tod verdiene jedes Deiner »Delikte«. So sind sie sich sicher, aber nicht der unbeschränkt sicheren Liebe des Vaters. Jedes verdiene den Tod. - Wollen sie nicht sicher sehen, daß ihr Verdikt des Lebens kein Leben ist, sondern der Tod? - So schloß Thomas an, der seine eigene Hand in die Wunde legte, die geheilt, noch bevor sie geschlagen.

Du bleibst im Wein des Wortes. Du selbst kelterst es in jedem Brot. Denn Du hast den Tod nicht gesucht, nicht mal Dein Sterben. Weil der Tod tot ist, auch Deiner, das Leben nicht behindert, finden wir nichts als den Tod, wenn wir das Leben nicht künden. Herr, bleibe bei uns. Es sieht doch ganz so aus, als wäre es Nacht überall geworden. - Matthäus, der Zöllner

Du gibst selbst denen das Leben, die meinen, Du verdientest dafür den Tod. Auch für sie gibt es ihn nicht anders, denn als toten Tod. Paradox. Wir wollen ihn ihnen geben, Deinen Tod verkünden als tot wie den unsern! So wollen wir tun, was Du sagst als Wein und Brot, das Leben. Neu ihnen geben, was auch wir nicht verdienen, das aber alle brauchen: Deine Gerechtigkeit, Güte. - Jakobus, der Sohn des Alphäus

Dein Wort feiern wir: Wir »tun«, was Du sagst. Du feierst mit uns, nie aber feiern wir mit Dir - wir haben keine Leistung, die reichte. - In Deinem Wort erst feiern wir uns, schon so »tun« wir uns. In diesem Geist der Zuversicht des Weins, des Mutes des Brotes schenkst Du die Freude. – Nicht unser Wort wird von Dir gefeiert, aber Dein Wort von uns. - Thaddäus

Essen wir dies Brot, trinken wir diesen Becher, finden wir die Worte zum Wort. Wir wollen, ohne zu sprechen, nie essen; wir wollen nie trinken, ohne zu sagen, was wir da tun. Sonst »tun« wir gar nicht Dein Wort; wir täten, als täten wir. - Simon Kananäus

Du teilst [trennst!] uns nicht. Du teilst uns ein zu teilen: das Brot, den Wein. Keine Deiner Entscheidungen hast Du eines Menschen wegen getroffen, jede des Vaters wegen. So entschiedest Du immer - jedes Menschen wegen. - Laß auch uns glauben, was wir teilen, aus- und mitteilen, nicht nur so reden.

Es soll auch bei uns Delikte geben, Beweise, sobald man uns schnappt. - Judas Iskariot sprach aus, was uns verrät …


Fronleichnam – Lesejahr C
Gen 14,18-20; 1 Kor 11,23-26; Lk 9,11b-17