Ich bin das Brot!

 

Johannes 15
26 Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir.
27 Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen.
Johannes 16
12 Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.
13 Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.
14 Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen.
15 Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.


»Sag nicht zu oft, du hast recht, Lehrer! - Laß es den Schüler erkennen! Strenge die Wahrheit nicht allzu sehr an: Sie verträgt es nicht. Höre beim Reden! …« (B. Brecht, Ges. Werke, Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1967)

»Sag nicht zu oft, du hast recht.« Nach Idensen in der Nähe Hannovers lockte ich verschiedentlich Inderna-Wallfahrten, Nachtwallfahrten der Jugendlichen und ihrer Eltern, die wir nach den ersten Silben des Einsetzungsberichtes aus der Nacht zum ersten Karfreitag unserer Geschichte nannten: inderna-cht, in der er verraten wurde … - Auf einem romanischen Fresko in dieser Kirche, 871 Jahre alt, sitzen Petrus und Paulus, Jakobus und Andreas usw. einträchtig nebeneinander, mit und ohne Bart, die Gottesmutter dezent zu erwähnen, in hellen und dunklen Gewändern, mit Buch oder Schlüssel und lassen die Betrachter fragen, ob die Feuerstrahlen von ihren Häuptern nach oben in die Hand Gottes verschwinden oder von dort ihren Ausgang nehmen.

»Sag nicht zu oft, du hast recht.« - Wer immer noch stehenbleibt, gelangt zur nächsten Frage. Hat der Schreiber der Apostelgeschichte hier gestanden und sich inspirieren lassen?

Was hat denn, bitteschön, der Völkerapostel Paulus in der versammelten Pfingstgemeinde zu suchen?! - »Sag nicht zu oft, du hast recht.« Denn Du irrst. - Inderna-cht, in der er verraten wurde, des Wortes Gottes wegen ans Wort der Welt verraten, nahmen er das Brot und andere als erste ihn. Bewußt, reflektiert, in Verantwortung - verantwortet als Antwort aufs Wort: Sie nahmen das Wort, nicht das der Welt mit ihrer zu dominieren scheinender Angst, sondern das Wort Gottes in ihre Verantwortung, sie nahmen das Wort, das sie über all ihre Angst stellte.

Aufgezählt wurden die Gottesmutter, aber auch Petrus und Andreas, Jakobus und eben auch Paulus. Wer sucht den heiligen Paulus in dieser Versammlung? Was sucht der heilige Paulus in dieser Versammlung?

Den heiligen Paulus sucht auf diesem Fresko wahrscheinlich überhaupt nur, wer entsprechend vorinformiert wurde, ihn dort zu finden.

Lassen Sie sich aber bitte nachinformieren, daß in der pfingstlichen Versammlung Paulus gar nichts sucht. Nicht einmal den Heiligen Geist. Der Unsuchbare kommt allein vom Hören. Wir haben Ihn gehört. Die Suche können wir einstellen. Keinen einzigen Menschen finden wir außerhalb der pfingstlichen Gemeinde. Paulus sucht nicht, er findet den Heiligen Geist dort höchstens auch.

Feiern wir zu Pfingsten den Heiligen Geist? - Feiern wir zu Pfingsten den Heiligen Geist, in dem wir - jeder von seinem allerersten Anfang an - ohnehin leben, uns bewegen und sind - und um den Heiligen Paulus zu komplettieren: in dem wir auch bleiben, selbst wenn wir uns versagen (vgl. Apg 17,28)?

Feiert die Christenheit heute den Heiligen Geist? - Verwechslung allenfalls liegt vor, denn der, der die Begeisterung aufdeckt, ist nicht der Geist. Pfingsten ist der Christen Fest Christi.

Sie rufen kaum »Feuer«, wenn Sie die Feuerwehr sehen, sondern die Feuerwehr, wenn Sie Feuer sehen. - Paulus gehört in die Gemeinschaft der Menschen. Die ist vom Feuer der Liebe Gottes durchdrungen. Manchen wird das aufgedeckt. Manche feiern das.

Wer das Bild in Idensen bis zum Ende betrachtet, geht in der Überzeugung, alle Menschen gesehen zu haben, die diese Welt je sah. Er wundert sich kein bißchen über die Erkenntnis, daß Idensen überall ist. Er wundert sich über das Wunder:

Daß in dieser begrenzten und schnöden Welt das Feuer bekannt wurde, dessen niemand Herr wird, weil es Gott selbst längst ist.

Christen feiern Christus, das Wort, das alle Angst entmachtend alle angstbereit macht. Wer Christen einen zweiten Grund zu feiern geben will, gebe bitte zunächst konkret an, wozu ein zweites Fest gut sein soll.

Es ist unmöglich. Die Feuerstrahlen verschwinden nicht unverrichteter Dinge wieder im Vater. Sie sind ein zweischneidiges Schwert, kein dreischneidiges, das neben Ja und Nein auch ein Vielleicht noch zuläßt. Morgen ist auch noch ein Tag; aber Gott wird auch morgen nicht unverrichteter Dinge unendlich lieben. Das tut er nie vergeblich, nur immer umsonst.

Die Kirche in Idensen ist evangelisch. Da sie damit also zwangsläufig über jeden Verdacht der Häresie erhaben ist, läßt man sich hier gern erklären, daß der Heilige Geist vom Vater und dem Sohn ausgeht. Es bleibt keine Quelle für ein Zweitfest. Der Vater schenkt sich ganz dem Sohn, der Sohn ist ganz dem Vater zugewandt. Und wir sind mitten drin, einander zu- oder voneinander abgewandt verwandt.

Bitte lassen Sie mich noch kurz in der Rolle eines Moderators - der vielen Wortmeldungen des Freskos wegen.

Maria, in der Nacht, in der Ihr aus Hannover zu uns kamt, haben wir uns hier sehr gefreut. Wir haben Euch kommen sehen. In der Nacht nahmt auch Ihr das Brot und glaubtet, was wir sehen. Wir sehen heute nur so blaß aus; wartet, in der Nacht Eures Lebens werdet Ihr im Glauben sehen, wie farbig das Leben wirklich ist.

Matthias, wir wollten zwar nur noch Fragen aus dem hier sichtbaren Fresko, aber bitte: Eben! Ob ich hier nun gemalt bin oder nicht, ich bin Apostel. Das Gesetz ist für alle gleich, gleich angsteinflößend; die Gaben des aufgedeckten Geistes aber sind verschieden. Das Evangelium meint jeden individuell, so, wie er einmalig lebt, erstmalig, einmalig, letztmalig. - Lukas schrieb z. B.: Ihr seid geduldig, arm, gehorsam usw.; Idensen malt: Ihr vergeßt nicht die farbige Vielfalt der Gaben desselben Geistes. Sagt, daß der Heilige Geist vonnöten, von Nöten erlöst zu sein, die Gaben verschiedenen Quellen zuzuordnen. Das wollte ich mal gesagt haben. Alle guten Gaben als Gaben des Unendlichen zu feiern - tut Ihr gut, durch Christus, endlich.

Johannes, Du bist dran, bitte. - Selbst Eure Linkischsten sind eingeladen, so habt Ihr eben auch wieder im 1. Teil gelesen, zur Rechten Platz zu nehmen. Vergeßt den 2. Teil nicht, den Ihr auch hörtet: Jesu Sendung ist unverändert in Euch verlängert: Die Offenbarung, die Auferstehung, hat kein Ende; Eure Sendung, das Auferwecken der Nächsten, soll keines haben. - Liebe, auch Gottes unendliche Liebe, kann nicht befohlen werden, sie ist immer Antwort. Die grenzenlose Güte ist Euch geoffenbart, antwortet, entsprecht Eurer Sendung.

Euch ist der Einstieg in den Kreislauf der Liebe eröffnet, Ihr habt gehört, daß Eure Liebe nicht zuerst zu sein braucht, was sie gar nicht kann. Seid gern hineingenommen in die Liebe des Vaters zum Herrn, laßt Eure Liebe Antwort sein.

Ja, Bartholomäus?! - Ja, viele verdauen gar nichts; aus ihrem Essen wird weniger Nahrung als Gewicht. Gottes Wort ist die Nahrung. Unser Herr sagt: »Ich bin das Brot des Lebens«


Pfingstsonntag
Apg 2,1-11; 1 Kor 12,3b-7.12-13; Joh 15,26-27; 16,12-15