Über [den Heiligen Geist] gibt es keine Predigt

Keine Predigt

 

Matthäus 28
16 Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte.
17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.
18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes
20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende


Die Predigt am heutigen Dreifaltigkeitssonntag hat drei Punkte, was wohl niemanden verwundern wird. Es gibt keine Predigt über den dreifaltigen Gott; gepredigt werden kann nur mit einem beliebigen Text [der Heiligen Schrift] der dreifaltige Gott.

Die Predigt soll jeden verwundern, denn in den Augen der christlichen Kirchen ist der dreifaltige Gott das einzige Wunder. – Wird nicht über den Dreifaltigen gesprochen, sondern wird er selbst gesagt, wird aufgedeckt, daß jeder Mensch in die Liebe Gottes zu Gott, in die Liebe Gottes, des Vaters, zu Gott, dem Sohn, in den Heiligen Geist, aufgenommen ist von seinem Anfang an. – Restlose Geborgenheit, ungeschuldet geschenkt, das einzige Wunder im Sinn Jesu.

1 Im Namen des Vaters – Der Richter spricht Recht im Namen des Volkes. – Als juristischer Laie wage ich das aber zu bezweifeln, daß er wirklich im Namen des Volkes sein Urteil fällt. Ob er wirklich im Namen des Volkes urteilt und nicht nur im Auftrag. Der Unterschied zwischen einer Handlung im »Namen« und einer im »Auftrag« ist von großer Bedeutung. – Das Evangelium Jesu läßt sich leicht sagen: Gott liebt jeden Menschen über jedes irdische Maß hinaus. Aber verstehen läßt sich das Evangelium Jesu nicht so leicht. Es ist zum Verstehen unerläßlich, daß man einmal verstanden hat, daß dieses Wort Gott selbst ist. Diese Botschaft ist der Sohn Gottes selbst. Nur im Christentum gilt: Botschaft gleich Bote.

Wenn ich etwas für Herrn Müller verkaufe und so in seinem Auftrag handle, heiße ich deswegen noch lange nicht Müller; sage ich aber wie Jesus Christus, das Wort des Vaters unendlicher Güte, weiter, handle ich nicht anders als in seinem Namen und heiße Christ. Allerdings nur dann.

Wer das Evangelium sagt, handelt also nicht im Auftrag. Er handelt »im Namen«. Es ist Christus selbst, der jeder unserer Eucharistiefeiern vorsteht, obwohl Sie mich in dieser Funktion sehen. Es ist Christus, der mitten unter uns tauft, obwohl Sie auf Fotos davon immer wieder mich erkennen. Es ist Christus, der predigt, wenn die Worte den Namen Predigt verdienen. Sie verdienen den Namen Predigt immer dann, wenn sie verstehbar sind als Selbstoffenbarung Gottes. – Das Urteil des Richters ist in keinem Fall das Volk.

Mehr noch. Immer wenn der Richter verurteilt, schließt er aus dem Volk aus. – Immer wenn Gott urteilt, schließt er ein. Er verurteilt nie. Er urteilt über uns wie über seinen Sohn mit Heiligem Geist. Das Evangelium ist Gottes Wort, es ist Gott selbst.

Das Evangelium ist Gottes höchst richterliches Urteil über uns. Christus, sein Wort, ist Gottes Wort über uns: Ich spreche hier in seinem Namen und damit im Namen des Volkes [Gottes]! Ein Richter muß sich auch an Gesetze halten, die ihm überhaupt nicht gefallen. Die Predigt ist das »Gesetz«, das jedem gefällt: Es gibt keinen Menschen, der nicht bedingungslos geliebt sein möchte!

2 … und des Sohnes – Ein Richter spricht im Namen des Volkes, wenn er freispricht. Sonst nie. Sonst grenzt er aus. Was ist das für ein Volk, das Gemeinschaft verweigert?! – Noch nie ist gehört worden, daß die Urteilsverkündigung mit den Worten beginnt: »Im Namen des Volkes und in meinem Namen«. Es gibt Richter, die haben das Volk gegen sich. Es gibt Richter, die »im Namen des Volkes« nicht die geringste Rücksicht nehmen auf das Volk. Kein Richter ist das Volk, kein Volk ist Richter.

Handeln wir nicht im Auftrag Jesu, was gar nicht geht, sondern handeln wir im Namen Jesu, dann handeln wir im Namen des Volkes: Das Volk ist [ungetrennt und unvermischt] in der Beziehung des Vaters zum Sohn.

Es gibt keinen Sohn ohne das Volk. Es gibt kein Volk außerhalb der Beziehung des Sohnes zum Vater. Außerhalb des Heiligen Geistes ist nichts. – Wenn Gott, der Geist, ins Wort kommt, wird er Mensch. In mir. Ich spreche nur dann in seinem Namen, wenn ich in meinem spreche. – Jeder Mensch ist ein anderer Christus. Christen sind die, deren Denken im Danken wohnt, wie Gott in ihnen im Wort wohnt. – Wenn Christen sich selbst sagen, sagen sie Gott: Sich selbst in der Liebe des Vaters zum Sohn unüberbietbar geborgen. Sprechen Christen so, wird Gott Mensch, werden Menschen Christen.

3 … und des Heiligen Geistes. – Ich zitiere Jesus von Nazaret: »Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.« – Keine Gewalt dieser Erde kommt gegen die Jesu Christi an: Und diese Gewalt ist die Liebe, der Heilige Geist, vom Vater ohne Maß geschenkt (vgl. Joh 3,34). Derselbe in Jesus von Nazaret wie in uns: Decken wir ihn auf, sprechen Christen, wird Gott in Menschen Mensch, werden Menschen Kirche.

Kirchen Jesu Christi beweisen Gott als Schöpfer, bekennen den immer gütigen Vater, lassen seinen Sohn Mensch und Menschen Kirchen werden: Im Namen des Vaters und des Sohnes und eben dieses Heiligen Geistes. – In der unbegründbaren Abweisung dieses Glaubens – jeder Mensch will ja bedingungslos geliebt sein – wird des Wortes Unabweisbarkeit sichtbar. So dient auch die Willkür noch Gott …


Dreifaltigkeitssonntag – Lesejahr B
Dtn 4,32-34.39-40; Röm 8,14-17; Mt 28,16-20