Der Herr Generalvikar läßt bitten...

 

Die heutige Predigt soll kürzer sein. Was die Quantität angeht. Dass Gott die Menschen nicht so liebt, wie die Menschen meinen, sondern so, wie er denkt, wird natürlich trotzdem drin vorkommen: An der Qualität kann eine Predigt nichts verlieren, denn sonst wird sie nur so genannt. - Zunächst lasse ich die ansonsten immer gewünschte Gliederung weg. Sie brauchen nur die Anzahl der auftauchenden Gesprächspartner zu zählen und deren Fragen zu beachten, dann haben Sie sie doch: die Punkte und Themen des heiligen Lukas!

Heute eine Predigt ohne Gags. Das erkennt man schon daran, dass es niemandem gelingt, während des Gesprächs mit dem Generalvikar (GV) draußen im Vorzimmer zu warten. Keiner kann derweilen seiner Sekretärin Gesellschaft leisten oder sie gar während des Gesprächs ersetzen. Das Chefzimmer ist der Hauptschauplatz.

Zum Gespräch geladen sind Herr und Frau Schmitz. Maria Schmitz, natürlich. - Und Sie. - Herr und Frau Schmitz sind noch nicht da, als Sie kommen. Und so schauen Sie sich im Wartezimmer die herrlichen Poster an: »Jeder, der an mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, auch selbst tun, und er wird noch größere als diese tun.« (Joh 14, 12) - Sie denken gerade, das hat ja wohl nichts mit der Jungfrauengeburt zu tun, als Sie aber ganz klitzeklein darunter lesen: »Alle neutestamentlichen Wunderberichte sind so zu interpretieren!«

Das nächste Poster beruhigt Sie wieder. Sie haben ja gewusst, dass Sie hier richtig sind! Und der GV ist eben doch ein vernünftiger Mann! - Es klopft, und die Sekretärin führt Herrn und Frau Schmitz herein. Sie benutzen die Gelegenheit, um nach dem Poster zu fragen, das wohl da fehlt, wo ein heller Fleck auf der Tapete ist.

»Es heißt bei Jesus nicht »nach Christus«, sondern »nach Jesu Geburt«!« murmelt die Sekretärin, »aber das haben wir letzte Woche gleich zweimal gehört, da habe ich es abgenommen! - Sie können es gern geschenkt haben. Alle anderen sind übrigens unten beim Pförtner zu kaufen.«

»Klugscheißer« 2) schießt es Ihnen sofort durch den Kopf: »Jesus« und »Christus« - als ob das ein Unterschied wäre!» Aber Sie beschließen trotzdem, sich vor dem Heimweg die Poster beim Pförtner wenigstens anzuschauen, als Frau Schmitz auf Sie losgeht:

»Meine Liebe! Haben Sie den Leserbrief von Kitty gelesen, Maria wäre nur im Sternzeichen der Jungfrau geboren.!?« Herr Schmitz assistiert seiner Frau Gemahlin gerade: »Ja, der Zeitgeist dringt heute sogar schon in die Kirchenzeitung!«, als des hochwürdigsten Herrn GVs Privatsekretär mit einer Riesenmappe unter dem Arm erscheint: »Der Herr GV läßt bitten!«

»Zwischen uns allen,« beginnt der Herr des Hauses und begrüßt Sie, dann Frau Schmitz und ihren Gatten, dessen letzte Worte er wohl gehört haben muß, »zwischen uns allen, Zeitgeist hin oder her, zwischen (uns) allen, die wir an Jesus Christus glauben, besteht «eine wahre Verbindung im Heiligen Geist! - Vera quaedam in Spiritu Sancto coniunctio sagt das II. Vatikanum 3). Wir werden uns also schon verständigen!« - Frau Schmitz macht ihr »Wenn-das-so-fromm-weitergeht!-Gesicht«, zupft aber doch ihr neues Kostüm zurecht statt gleich wieder zu gehen. Der Sekretär nimmt direkt neben Ihnen Platz, und Sie schielen sofort auf seine Riesenmappe. Sie sieht aber nur vornehm aus. Sonst nichts.

»Die Historizität Jesu«, will der Sekretär losreferieren, als der GV schon unterbricht: »Er meint die Geschichtlichkeit Jesu.« »Mh, ja, also dass Jesus unter den Menschen gelehrt und hingerichtet worden ist, leugnet niemand. Den erschienenen Parteien, Herr GV, ist es vielmehr darum zu tun, ob die jungfräuliche Geburt zum Kern gehört. Die vorgebrachten Argumente und auch Fragen sind kurz in folgenden Stichworten zu umreißen.«

Er kramt in seiner Mappe und zieht einige Briefe hervor. Dabei fällt ein Blatt zur Seite, und Sie erkennen genau eine der modernen Zeichnungen, auf denen Jesus von einem Hippie nicht zu unterscheiden ist.

»Glauben ist bei mir etwas ganz anderes!« steht darunter. Und dann noch: »Mit Für-wahr-Halten bin ich nicht zufrieden: Denn dabei gibt es immer einige, die dabei waren, und die dann nicht zu glauben brauchen. 4) - Ihr laßt Euch meines Vaters grenzenlose Liebe (immer wieder) ganz und gar gefallen, oder Ihr glaubt in meinem Sinne (immer wieder) überhaupt nicht!«

Bevor noch der Privatsekretär aus Schmitzens und aus Ihren Briefen zitieren kann, beruhigt der GV: »Also, Parteien sehe ich hier schon mal gar keine. Im übrigen herzlichen Dank: Die Herrschaften können schon selbst berichten, wo Sie der Schuh drückt.« - Und zu mir gewandt: »Das ist ein guter Einstieg für unser Gespräch:

Als Wort begegnet das »Wort Gottes« geschichtlich und »sichtbar«. Als Wort Gottes ist es jedoch »unsichtbar« und kann »nur« geglaubt werden.
· Noch einmal etwas ausführlicher: Als »Wort« begegnet die christliche Botschaft (um deren Kern es Ihnen, - Verzeihung, uns allen, zu tun ist) historisch und ist also in ihrer Existenz auch außerhalb des Glaubens erkennbar; darin entspricht sie dem Menschsein Jesu.

Dass aber die christliche Botschaft wirklich, wie sie behauptet, »Wort Gottes« ist, wird nur im Glauben als dem Vom-Heiligen-Geist-Erfülltsein erkannt; darin entspricht sie dem Gottsein Jesu. - Mit dieser Unterscheidung haben wir es immer zu tun, wenn wir eine Predigt lesen (lange nach Karfreitag erst aufgeschrieben) statt in den Protokollen der Nazareter Dorfpolizei zu blättern.«

»Sie meinen, wer rechts und links nicht unterscheidet, ist entweder blind für links oder blind für rechts. - Er unterscheidet nicht, er wählt gar nicht, er trennt statt dessen.

Und wem es einerlei ist,« Herr Schmitz geriet richtig in Fahrt, »ob er den rechten oder linken Weg einschlägt, der geht auch den linken nicht als linken und den rechten nicht als rechten Weg. Er vermischt alles und verdirbt so die Möglichkeiten.« - »Ja«, bestätigte der GV: 5) - Wenn der Schmitz sich da einmischt, denken Sie, will ich es auch verstehen: »Können Sie das vielleicht noch einmal erklären - und etwas einfacher?!«

»Ich will es gern versuchen. Sie fragen, ob die Jungfrauengeburt zum Kern gehört. Und Sie meinen damit zum Kern des Glaubens. - Zunächst einmal, was glauben wir Christen eigentlich?!

Wir glauben, dass nichts uns trennen kann von der grenzenlosen Güte Gottes. So schreibt es Paulus an die Römer. - Man kann dafür auch sagen: Wir haben Anteil am Gottesverhältnis Jesu. 6) Das ist das Wunder in den Augen der Kirche: 7) Die einzige Selbstmitteilung Gottes 8) - Als Glaubensaussagen im Sinn der Selbstmitteilung Gottes verstehbare Aussagen, die dennoch falsch wären, sind von niemandem herstellbar. 9)

Und die weitverbreitete, von der (!) Kirche aber nie vertretene Auffassung der Jungfrauengeburt Jesu (!) ist als Selbstmitteilung Gottes unverständlich.

Als Aussage, die ausschließlich glaubbar ist, ist sie ebenfalls unverständlich: »ausgerechnet« Maria, der »Mutter des Glaubens«, wäre das Glauben im Sinn ihres Sohnes, der es ihr bestimmt erklärt hat, »erspart« geblieben! … - Ein Glauben im Sinn Jesu Christi ist schlicht nicht möglich: die Entbehrlichkeit eines Mannes erfüllt niemanden mit dem Heiligen Geist …«

»Was soll das heißen,« will Frau Schmitz wissen, schließlich heißt sie auch Maria, »ausschließlich glaubbar?!« - »Die Menschwerdung Gottes, die wir Menschen mitten unter uns glauben, ist kein überflüssiger Luxus!« überlegt der GV geduldig.

»Wir Christen glauben nichts, was uns auch ohne den Sohn Gottes zugänglich wäre. - Bei Paulus heißt das klassisch: »Der Glaube kommt vom Hören, das Hören aber vom Wort Christi« (Röm 10, 17). 10)

»Ich will ja hören!« Hören Sie sich auf einmal sprechen. »Ich will ja glauben!« »Ich will sogar richtig glauben, 'im Sinn Jesu Christi`, wenn ich das richtig verstanden habe. - Aber seit Kindsbeinen an bete ich Sonntag für Sonntag:

»Ich glaube an Gott, den allmächtigen ...« 11) Ist Gott denn auf einmal nicht mehr allmächtig?! Kann er etwa nicht Jesus zur Welt kommen lassen ohne Josef oder sonstwen?!« - »Das sind zwei Fragen!« zählt der GV, »eine nur akademisch-philosophische, die eigentlich recht langweilig ist, und eine theologische, die für uns täglich lebensentscheidend ist. - Die philosophische gebe ich mal weiter.«

Artig setzt der Sekretär ein: »Die meisten verwechseln leider eine nur mögliche, eine potentielle Allmacht Gottes mit der tatsächlichen. Sie verwechseln dabei gleichzeitig den Gott der Atheisten, den es nachweislich nicht gibt, mit dem Gott der Bibel, den es beweisbar gibt. Sie meinen, dass erste Wort der Bibel hieße ›Am‹ - dabei heißt es ›Im‹!«

»Es handelt sich tatsächlich um einen außerchristlichen Begriff, wenn man von einem ›besonderen Eingreifen‹ Gottes in die Welt spricht«, fährt der GV fort, »man verkennt dabei, dass die Welt bereits restlos von ihm abhängig ist. - Wir Christen glauben, dass Gott die Menschen unbedingt liebt, ohne jegliche Vorleistung. Daraus folgt, dass wir, die wir das gehört haben, vor nichts und niemandem Angst zu haben brauchen! -

Gemeinschaft mit Gott kann aber nur dann die Angst des Menschen um sich entmachten und ihn angstbereit 12) machen, wenn Gott in allem Geschehen mächtig ist - statt nur in solchen Dingen, die ihm vielleicht einfallen oder auch nicht, die er tun oder auch lassen könnte.«

»Am Anfang« und »Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde« - das soll etwas verschiedenes sein, »Glauben« und »Glauben im Sinn Jesu« sei auch nicht dasselbe, »Jesus« ein anderer als »Christus«, man soll »Vermischen« und »Trennen« weder vermischen noch trennen, sondern unterscheiden, - Ihnen schwirrt der Kopf, und Sie haben jetzt nur noch eine Frage: - »Haben die denn hier überhaupt keinen Kaffee? Was machen die denn bloß mit unserer Kirchensteuer?!«

Herr Schmitz räuspert sich: »Persönlich habe ich nur noch zwei Fragen. Wenn Sie uns Ihre kostbare Zeit dazu vielleicht noch schenken. Dann brauchen wir sicher alle eine Pause und viel Zeit, um über alles noch einmal nachzudenken:

1 Was heißt das nun im Klartext: ›Der Heilige Geist wird über Dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird Dich überschatten‹?! und
2 Was nutzt uns das Verständnis, das Sie uns nun sicherlich geben, in unserem Alltag?! - Wozu schreibt Lk? - Liest die Kirche? - Überdenken wir's?

»Über Ihr Interesse und Ihren Besuch haben wir uns sehr gefreut«, beginnt der Vertreter des Bischofs ganz langsam. »Aber Ihre letzten Fragen werden wohl sogar dafür sorgen, dass ich Sie selbst so schnell nicht wieder vergesse! - Sie geben mir Gelegenheit, das zu sagen, wozu ich da bin …

›Der Heilige Geist wird über Dich kommen‹ - die meisten meinen dabei: über uns nicht … - Wie gut, dass sich die Wahrheit nicht nach Mehrheiten richtet! Gott ist nicht ungerecht und überschattet jeden! - die meisten meinen, das sei historisch zu verstehen und der Heilige Geist sei vorher woanders gewesen … - Wie gut, dass er weht, wo er will! Wo nämlich nicht?! - die meisten meinen, Gott addiere Maria etwas hinzu … - Wie gut, dass sich Gott von allen Geschöpfen unterscheidet und nie halbe Sachen macht! Er braucht nirgendwo zu addieren, weil er sich weder korrigiert noch Sein Bisheriges nicht ernst nimmt! - die meisten meinen, Christus sei aus Marie ein anderer als aus uns … - Wie gut, dass Gott unteilbar und es ein und derselbe Heilige Geist ist in Jesus und den Christen: der Heilige Geist!

Kirche ist das Geschehen der Weitergabe des Glaubens: Die Kirche ist die Gemeinschaft derer, die glauben und bekennen, dass jede wahre Gemeinschaft, jede wahre Hingabe von Menschen füreinander vom Heiligen Geist erfüllt ist.

· die meisten meinen, Maria sei ein Engel erschienen, bei uns ginge das nicht oder passierte jedenfalls nicht. Sie meinen, zu Maria hätte der Engel dies gesagt, - wenn schon, dann sagte er zu uns aber bestimmt etwas anderes … Wie gut, dass Gott mit seinem Wort identisch ist und nicht dies oder jenes sagt oder sagen läßt: Jedem Menschen, dem er seinen Engel schickt, - Sie, z.B., Frau Schmitz!, - sagt er im Evangelium dasselbe, das Mariens Sohn auch seiner Mutter sagte: - man empfängt sich selbst: man empfängt den, der man auch schon vorher war: ein vom Heiligen Geist durchdrungener Mensch - die meisten meinen, Maria mit ihrer Frage verstanden zu haben: ›Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?‹ Wie gut, dass ein Engel, der heutzutage den Namen Bote Gottes verdient, im Klartext antwortete: 'Engeln stellt man keine gynäkologischen Fragen!` Heutige Engel sagen: ›Ich rede schon längst nicht von Deinem Kind. Dazu verliere ich kein Wort, das wirst Du schon selber entdecken. Ich bin allein dazu da, Dir zu sagen, dass in ihm ein anderer Christus leibhaftig in Erscheinung treten wird, in Raum und Zeit: Gott selbst! Das kannst Du ohne mich nicht herausfinden; es kommt nur vom Hören.‹

Wenn ich nun noch einen Satz sagen soll, den man einem anderen gegenüber gern wiederholen möchte … - Der tröstlich ist … - Über die meisten Mitmenschen ärgern wir uns oft grün und blau. Dabei sind die Zeichen, die sie senden und die uns so oft ärgern, Zeichen dessen, was sie für das Leben halten.

ollen wir, dass sie leben, Zeichen des Lebens zeigen?! - Dann seien wir doch Engel. Sagen wir ihnen doch, wer das Leben ist. Wecken wir ihn doch in ihnen: Christus, den Herrn. Ja, überschatten wir sie mit dem Geist, den wir nicht für uns pachten können: der Heilige Geist ist patentlos!

»Herr GV, Herr Sekretär, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.« Wer das sagte, haben Sie vergessen; aber irgendwie kam es Ihnen bekannt vor. - Wenigstens das kam Ihnen bekannt vor …

1 Verlobung (Mt 1,18; Lk 1,27; 2,5) Die jüd. Verlobung stellt ein rechtsverbindl. Eheversprechen dar. Die ehel. Gemeinsch. wird erst n. der Heimholung der Braut durch den Bräutigam (d.h. nach der Hochzeit) aufgenommen.
2 Das Wörterbuch für sinnverwandte Ausdrücke wußte statt dessen nur »Angeber«
3 Kirchenkonstitution, Nr. 15.
4 Mein Vater ist aber weder ungerecht noch anders zu »haben« als ausschließlich glaubend ...
5 »der irdische (historisch zugängliche) und der göttliche (nur im Glauben selbst als wirklich zu erkennende) Aspekt der christlichen Botschaft sind »unvermischt« miteinander, also nicht identisch miteinander, sondern streng voneinander zu unterscheiden; und sie sind ungetrennt« voneinander, also nicht isoliert voneinander, sondern aufeinander bezogen. Diese christologischen Kategorien »unvermischt« und »ungetrennt« (vgl. DS 302) sind für jede theologische Logik bestimmend und auf alle theologische Binome wie Gott und Welt, Natur und Gnade, Vernunft und Glaube, Glaube und Werk u.ä. anzuwenden.«
6 In Jesu Predigt begegnen wir (anders als in Religionen) der Selbstmitteilung Gottes, und nur die kann nur geglaubt werden! Glauben dabei im Sinn Jesu. Etwas anderes als die Selbstmitteilung Gottes gibt es im Christentum nicht! Noch einmal: Der christliche Glaube hat keineswegs die Struktur einer Vielheit zueinander zu addierender Glaubenswahrheiten, sondern alle seine Aussagen entfalten immer nur ein und dieselbe Grundwahrheit: unsere Gemeinschaft mit Gott durch Jesus Christus im Heiligen Geist.
7 Abzulehnen ist ein Wunderverständnis, das die Struktur der »Zeichenforderung« hätte: »Er soll vom Kreuz herabsteigen, dann werden wir an ihn glauben« (vgl. Mt 27,42). Jesus Christus ist vielmehr »in allem uns gleich außer der Sünde«. (Konzil von Chalcedon, 451): Seine Gottessohnschaft wirkt sich auf sein Menschsein allein darin aus, dass er nicht unmenschlich ist und auch andere Menschen aus ihrer Unmenschlichkeit befreien (»erlösen«) kann.
8 In Religionen dagegen geht es ausnahmslos um Willensoffenbarungen …
9 Das meint die Rede vom der Kirche für ihre Glaubensverkündigung (!) verheißenen Beistand des Heiligen Geistes.
10 Geglaubt werden kann nur, was man nicht erfinden kann, sondern was einem gesagt werden muß. Und umgekehrt kann nur eine solche Überlieferung geglaubt werden, der man nachweislich anders als im Glauben nicht gerecht wird. Deshalb kommt als Glaube nichts in Frage, was sich entweder auf Vernunft zurückführen läßt oder umgekehrt einer ihre Autonomie wahrenden Vernunft widerspricht. Vernunft hat hier nicht Stütz-, sondern Filterfunktion.
11 Vgl. auch: - Lk 1,37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich - UND: 1 Mos 18,14 Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben. Hiob 42,1 Und Hiob antwortete dem Herrn und sprach: 2 Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer. Jes 55,11 so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende. Mt 19,24 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. 25 Als das seine Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: Ja, wer kann dann selig werden? 26 Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist's unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich.
12 R. Bultmann

 

Bitte um einen Besen
Schenke mir, Gott, einen Besen,
damit ich, zornig über die schlechte Welt,
kehren kann lächelnd vor meiner Haustür.

aus:
Rudolf Otto Wiemer
Ungewaschene Gebete
Patmos Verlag, Düsseldorf, 1987
ISBN 3-491-72189-X


2 Sam 7, 1-5.8b-12.14a.16 Jes 55, 1-13
Röm 16, 25-27 - Lk 1, 26-38