Die Dreifaltigkeit Gottes läßt sich zwar nicht begreifen, wohl aber genau verstehen

 

Johannes 3, 16
Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.

Ein christlicher Theologe bot die druckfertige Diskussion mit einem weltberühmten Rabbi einem unserer katholischen Verlage zum Druck an. Es wurde ihm geantwortet: »Das Thema Dreifaltigkeit Gottes ist heutzutage von keinem Interesse!«

Das Aussprechen einer der Eigenschaften des Evangeliums, daß es unausdenkbar ist, seit vielen Jahren kann man dafür das Wort »jungfräulich« verwenden, ist völlig verzichtbar. - Sagen Sie einem Menschen, der bereit ist, zuzuhören, Sie hätten eine Botschaft, die unausdenkbar ist, die »jungfräulich« ist. Er wird respektvoll gähnen. - Er interessiert sich für die Botschaft - und zunächst gar nicht für eine ihrer Qualitäten.

Aber ohne das restlose Verständnis der Dreifaltigkeit ist die Botschaft Jesu Christi vollkommen unverständlich: Hört man, daß Gott die Liebe zu allen Menschen niemals zurückzieht, hat aber niemals gehört, daß sich ein und derselbe Gott besitzt als Vater, als Sohn und als die korrespondierende Liebe dazwischen, der Heilige Geist, ist man also noch gezwungen, sich Gott als großes Gegenüber vorzustellen, klingt diese Aussage wie vollkommener Unsinn: Zwei gegenüber stehende Größen reagieren aufeinander.

Der Heilige Geist und die Dreifaltigkeit sind heutzutage so gut wie unbekannt.

Wer die folgende, von Prof. P. Knauer SJ erlebte Geschichte schon gehört hat, wird sich freuen, sie noch einmal zu hören, wenn er sie verstanden hat. - Allen, für die die folgende Geschichte neu ist, wünsche ich, daß sie sich darüber festlich am heutigen Tage und nicht nur heute freuen. -

Alles, worum es im Christentum geht, in einer vielleicht einprägsamen Geschichte, die Botschaft Jesu und die Dreifaltigkeit Gottes als notwendigen »Verstehens - Hintergrund«. Gottes unmanipulierbare grenzenlose Güte erscheint dem nicht mehr unmöglich, der sich die Welt nicht mehr als Gegenüber Gottes vorstellen muß, auf die Gott reagieren müßte.

Da sind ein kleines Mädchen und eine junge Mutter, die ein Herz und eine Seele sind. Alle im Dorf sagen: »Seht, wie sie einander lieben.« Die junge Mutter gibt sich Mühe, das Kleine so zu erziehen, daß sich seine Fähigkeiten entwickeln, daß seine Begabungen zur vollen Blüte kommen. Sie zeigt dem Mädchen, wo an den Rosen die Stacheln sind, wie lecker Karamelpudding schmeckt, wie man den Goldhamster füttert ... Das Kleine versucht, der Mutter alle Wünsche schon von den Augen abzulesen. Wenn es die Mutti losziehen sieht mit Eimer und Lappen, dann will es auch ein Läppchen, um Putzen zu lernen, der Mutti zu helfen. Ein Herz und eine Seele sind die beiden, drum herum sagen alle: »Seht, wie sie einander lieben.«

Nun sind wir einige Jahre weiter. Aus der jungen Mutter vom Anfang der Geschichte ist eine Großmutter geworden, weil das kleine Mädchen inzwischen erwachsen und selber Mutter geworden ist. Wir haben in unserer Phantasie nun eine Oma, die junge Mutter vom Anfang unserer Geschichte, eine wiederum junge Mutter, das kleine Mädchen vom Anfang der Geschichte, und ein neues kleines Töchterchen, die Enkelin.

Zum Geburtstag der Großmutter fahren die neue junge Mutter, das Mädchen mit dem Läppchen vom Anfang der Geschichte, und das Jüngste, das Enkelkind, die Oma in der fremden Stadt zu besuchen.

Die junge Mutter setzt das kleine Mädchen mit einem Riesen-Blumenstrauß in der Hand vor der Türe ab, klingelt und läuft wie ein Lausbub hinter die Hecke zurück und versteckt sich dort. Hier links das Haus der Oma, in dem sie das Klingeln hört und denkt: »Die Brötchen sind schon da, die Zeitung auch, Strom und Gas sind schon gestern abgelesen worden. Das müssen sie sein, die beiden, zum Geburtstag!« In der Mitte, hier, sehen Sie viel Wiese und einen großen Weg zum Bürgersteig auf der rechten Seite, wo hinter der Hecke die junge Mutter, die klingelte, sich versteckt hält. In der Mitte sehen Sie das kleine Mädchen, das gerade eben sprechen kann, mit dem Riesen-Blumenstrauß, das nach vorne noch gar nicht richtig schaut, sondern mehr sinnt oder empfindet: »Oma! Oma - Karamelpudding - wunderbar! Oma - Goldhamster - wunderbar! Oma - wunderbar!« - Das Kleine denkt, empfindet nach hinten, da denkt, da empfindet es entsprechend: »Mutti mich noch nie im Stich gelassen! Mutti mich noch nie allein gelassen! Mutti bestimmt bald wieder da!«

Das Kleine ist bestens geborgen in der Liebe der Mutter zur der Tochter, der antwortenden Liebe der Tochter zur Mutter. - Ein Herz und eine Seele sind Gottvater und Sein Sohn. Ein Herz - und eine Seele, namens »Heiliger Geist«. Und darin sind alle Menschen seit Zeugung und Geburt, mitten darin, aufgenommen in den innergöttlichen Dialog, den Heiligen Geist. Hier sind sie unüberbietbar geborgen, aufgehoben in Gott selbst. Alle, bedingungslos.

Sie bekommen das gesagt und freuen sich darüber. Dann nennt man es »im Himmel sein«. - Sie bekommen es gesagt und lehnen es ohne Grund ab - es gibt ja keinen Grund, abzulehnen, so geliebt zu werden, voraussetzungslos so geliebt zu sein - sie bekommen es gesagt und lehnen es ohne jeden Grund ab. Das nennt man »in der Hölle sein«. Am selben Ort.

In dieser Geschichte steht die Großmutter für Gottvater, die junge Mutter steht für den Sohn Gottes, für Christus, und das kleine, hilflose Mädchen steht für den ganzen Kosmos: So wie das Kleine geborgen ist in der Liebe der Oma zur Mutter und der antwortenden Liebe der Mutter zur Oma, so ist jeder Mensch, ob er es gehört hat oder nicht, im Heiligen Geist, in der Liebe Gottes, des Vaters, zum Sohn, in der antwortenden Liebe des Sohnes zum Vater, unüberbietbar, restlos geborgen! Das ist Dreifaltigkeit.

Der erste eben verlesene Vers nach Johannes gehört sicher zu den Lieblingsversen der meisten Christen auf der Erde: »So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einzigen Sohn dahingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern das ewige Leben hat« (Joh 3,16). - Dieser Vers hat es ganz gewaltig in sich! Es ist keineswegs so, daß der Schöpfer der Welt diese Welt irgendwann einmal liebgewonnen hat. Er hat sie von vornherein »in die Liebe«, »in den Heiligen Geist«, in die Liebe zu seinem Sohn hineingeschaffen und schafft sie darein täglich neu!

Alles, was wir Christen glauben, läßt sich auch so sagen: Christen glauben nicht, daß wir Geschöpfe sind (das läßt sich beweisen!), sondern Christen glauben, »in Christus« geschaffen zu sein. Allein seinetwegen und aus der Liebe zu Christus in jeder Sekunde geschaffen. - So sehr hat Gott die Welt von Anfang an lieb ... Die nächste Schwierigkeit: daß er seinen einzigen Sohn dahingab. Er hat seinen einzigen Sohn dahingegeben, und zwar - Gott macht keine halben Sachen! - ein- für allemal! Das bedeutet aber, daß er das hier und heute in Leverkusen und in Köln auch tut!

Wer nur gehört hat, daß Christen Christus das »Wort Gottes« nennen, wer aber nicht verstanden hat, daß diese Worte, daß Gottes Reich vollkommen vollendet ist, daß wir hier und alle anderen mitten im Himmel sind, wer nicht verstanden hat, daß diese Worte die Person Christus sind, kann nicht verstehen, daß der in dieser Sekunde die Welt schaffende Gott auch (!) in dieser Sekunde seinen Sohn hingibt: Während Sie hören, daß Sie über jedes irdische Maß hinaus geliebt sind, gibt der Vater in dieser Sekunde sein Wort, seinen Sohn.

Das haben wir gehört, damit wir nicht untergehen. Wir brauchen keinem Prediger weiter zuzuhören, um selber folgern zu können: Mit Gott im Bunde stehen wir über jedem Problem! - Nur dem Mißbrauch unserer eigenen Freiheit ist es möglich, Gottes grenzenlose Güte nicht in Anspruch zu nehmen, zu nutzen, zu besitzen. - Lassen wir uns dagegen aber Gottes unüberbietbare Liebe gefallen, d.h. glauben (!) wir, sind wir mit dem in Anspruch genommenen Gott so stark, daß nichts uns trennen kann von der Liebe Gottes (Röm 8, 38f), gar nichts und niemand. Wir sind, wie die Bibel das nennt, Auferstandene, Auferweckte, denen niemand und nichts schließlich (!) etwas anhaben kann, die über jedem Problem stehen - Wir haben das Leben! Es kommt qualitativ nichts mehr! An die Stelle unseres Glaubens tritt eines Tages das »Sehen« oder genau formuliert: Es bleibt beim Glauben als der Ich-Du-Beziehung, der aber nicht mehr vom Unglauben angefochten ist. Lassen wir uns ermahnen, lassen wir uns versöhnen mit Gott!