Dreifaltigkeit

In der Gemeinschaft Gottes
besteht das Leben

 

Tagesgebet
Herr, himmlischer Vater, du hast dein Wort und deinen Geist in die Welt gesandt, um das Geheimnis des göttlichen Lebens zu offenbaren. Gib, daß wir im wahren Glauben die Größe der göttlichen Dreifaltigkeit bekennen und die Einheit der drei Personen in ihrem machtvollen Wirken verehren. Darum bitten wir durch Jesus Christus. -
Deus Pater, qui, Verbum veritatis et Spiritum sanctificationis (Geist, der heilig macht) mittens in mundum, admirabile mysterium tuum hominibus declarasti, da nobis, in confessione verae fidei, aeternae gloriam Trinitatis agnoscere, et Unitatem adorare in potentia maiestatis. Per Dominum.

Dtn 4
32 Denn frage nach den früheren Zeiten, die vor dir gewesen sind, von dem Tage an, da Gott den Menschen auf Erden geschaffen hat, und von einem Ende des Himmels zum andern, ob je so Großes geschehen oder desgleichen je gehört sei,
33 daß ein Volk die Stimme Gottes aus dem Feuer hat reden hören, wie du sie gehört hast, und dennoch am Leben blieb?
34 Oder ob je ein Gott versucht hat, hinzugehen und sich ein Volk mitten aus einem Volk herauszuholen durch Machtproben, durch Zeichen, durch Wunder, durch Krieg und durch seine mächtige Hand und durch seinen ausgereckten Arm und durch große Schrecken, wie das alles der Herr, euer Gott, für euch getan hat in Ägypten vor deinen Augen?
39 So sollst du nun heute wissen und zu Herzen nehmen, daß der Herr Gott ist oben im Himmel und unten auf Erden und sonst keiner,
40 und sollst halten seine Rechte und Gebote, die ich dir heute gebiete; so wird's dir und deinen Kindern nach dir wohlgehen und dein Leben lange währen in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, gibt für immer.
Matthäus 28
16 Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte.
17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.
18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes
20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.


»Denn frage nach den früheren Zeiten, die vor dir gewesen sind, von dem Tage an, da Gott den Menschen auf Erden geschaffen hat, und von einem Ende des Himmels zum andern, ob je so Großes geschehen oder desgleichen je gehört sei, daß ein Volk die Stimme Gottes aus dem Feuer hat reden hören, wie du sie gehört hast, und dennoch am Leben blieb?«

Was soll schon groß daran sein, die Stimme Gottes zu hören?

Wieso ist es der Rede wert, ob das schon vorgekommen sei? Wieso soll das Leben gefährdet sein, wenn man Gott vernimmt? Was soll überhaupt Besonderes daran sein, daß Gott spricht? Alle sollen gefragt werden. Als ob wunders was los gewesen wäre, wenn seit Adam und Eva und irgendwo auf der Welt ein Mensch oder ein ganzes Volk einmal Gott gehört hätte.

Einer jedenfalls soll Gott immerhin gehört haben, allerdings etwas seltsam, aus dem Feuer nämlich.

Wir verkünden tatsächlich nach 2 000 Jahren noch, was seit 2 000 Jahren überall schon hätte ankommen sollen, nämlich »was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat« (1 Kor 2,9).

Gibt es Größeres, als die Stimme Gottes zu hören?! Gemeint ist damit, Gemeinschaft mit Gott zu haben. Dem Menschen kann nichts Größeres passieren, als daß Gott ihm seine bedingungslose Zuwendung schenkt, sein Wort, in dem er ihn anspricht. Der große unnahbare Gott und der kleine, armselige, immer wieder versagende Mensch haben solcher Art Gemeinschaft miteinander, daß den Menschen schließlich nichts passieren kann. Das Lob Gottes besteht nicht mehr darin, sich durch Opfer die Gemeinschaft zu erbetteln, sondern auf einmal darin, sich diese bedingungslose Zuwendung bedingungslos schenken und gefallen zu lassen.

Vor Jesus von Nazaret ist das in dem Sinn noch nicht vorgekommen, daß Gott den Menschen anspricht, daß dabei angebbar gewesen wäre, wie es überhaupt möglich ist, daß Gott zu den Menschen spricht. Von einem Wort Gottes im strengen Sinn kann vor Jesus keine Rede gewesen sein. Es gibt kein Wort Gottes, das den Namen verdient, das zu Recht Wort Gottes genannt werden könnte. Es gibt kein Wort Gottes vor Jesus, das alles andere einordnet, aber im Unterschied zu Menschenwort selbst nicht einzuordnen ist.

Christus, das Wort Gottes über uns, erscheint erstmalig in Jesus von Nazaret. Nach Vorstellung aller vor Jesus ist das Leben des Menschen in äußerster Gefahr, wenn Gott, der Herr des Himmels und der Erde, sich dem Menschen nähert. Vor Gott ist niemand ohne Schuld.

Die Gemeinschaft mit Gott, um die es geht, ist nicht für diese oder jene Menschen von Wichtigkeit, sondern seines Menschseins wegen für jeden Menschen von lebensentscheidender Bedeutung. In der Gemeinschaft Gottes besteht das Leben. Von Gott geht alles Leben aus; der Mensch verdankt sich beweisbar restlos Gott.

Der Prophet kann in unserem Text nicht angeben, auf welche Art es hat sein können, daß er Gott hörte. Weder sein Menschsein noch irgendeine andere menschliche Qualität reicht dazu aus, Gemeinschaft mit Gott zu begründen.

Das Bild des Feuers steht für die unerklärliche Tatsache, daß nicht der Mensch der erste Adressat der grenzenlosen Liebe Gottes sein kann, daß nicht der Mensch der konstitutive Terminus, d. h. das bestimmende Woraufhin dieser Gemeinschaft sein kann und Gott dennoch spricht. Gott liebt mit Heiligem Geist den Sohn, und es geht also gar nicht um des Menschen Gemeinschaft mit Gott, sondern um Gottes geschenkte Gemeinschaft mit den Menschen.

Gott besitzt sich als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist. Seiner ewigen Liebe zum Sohn wegen nimmt Gott als Vater den Kosmos mit jedem Menschen in diese ewige Liebe zum Sohn, den Heiligen Geist, auf; nicht der Mensch begründet Gemeinschaft mit Gott, sondern Gott ist Gemeinschaft mit Gott, in die der Mensch aufgenommen ist.

»Hier wird's den Menschen und seinen Kindern wohlergehen sein Leben lang> - in von Heiligem Geist getränktem Land, das ihm der Herr, sein Gott, für immer gab« (vgl. Dtn 4,40b).


Dreifaltigkeitssonntag
Dtn 4,32-34.39-40; Röm 8,14-17; Mt 28,16-20