Unsere Erde
Fährt ein Kleines auf seinem Dreirad
(durch die Kirche),
wissen alle, was Himmelfahrt meint!
Markus 16
15 Und er sprach zu ihnen:
Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.
16 Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig
werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.
17 Die Zeichen aber, die folgen werden denen,
die da glauben, sind diese: in meinem Namen werden sie böse Geister
austreiben, in neuen Zungen reden,
18 Schlangen mit den Händen hochheben, und
wenn sie etwas Tödliches trinken, wirds ihnen nicht schaden;
auf Kranke werden sie die Hände legen, so wirds besser mit
ihnen werden.
19 Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte,
wurde er aufgehoben gen Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes.
20 Sie aber zogen aus und predigten an allen
Orten. Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch
die mitfolgenden Zeichen.
Was hat Himmelfahrt mit uns zu tun? Die Liturgie
unserer Kirche antwortete eben so: »Allmächtiger, ewiger Gott,
erfülle uns mit Freude und Dankbarkeit,
denn in der Himmelfahrt deines Sohnes hast du den Menschen erhöht.« -
Ich halte mehrere Predigten, aber mit Jesu Himmelfahrt!
Die erste
Himmelfahrt - Dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden ist es in
jahrelanger Bemühung gelungen, nachzuweisen, daß die Häufigkeit
des früher allseits beliebten Fluches »Fahr doch zur Hölle«
aus der Sicht des dortigen Herrschers mehr und mehr zu wünschen übrigläßt.
Eine Erklärung hat das Amt natürlich nicht. Wieso sollen auch
Experten dafür, daß man die Welt auch mit anderen als unseren
menschlichen Augen sehen kann, ausgerechnet in Wiesbaden sitzen?! Womit
ich den Himmel definiert habe: Der Himmel ist unsere Erde. Die Hölle
ist dieselbe Erde. - Sehe ich mit meinen Augen, jagt mir die Erde
Angst und Schrecken ein: Die wahre Hölle. -
Sehe ich aber dieselbe Erde mit den Augen des grenzenlos gütigen
Gottes, dann finde ich eben nichts mehr darin, das sich gegen Gott durchzusetzen
vermag: Des Allmächtigen grenzenlos positives Du ist jedem menschlichen
Ich gewachsen. Der wahre Himmel.
Die zweite
Der Sohn Gottes vollzieht bei seiner Himmelfahrt keinen Ortswechsel. Gott
ist immer bei sich. Gott hat auch seine Welt immer bei sich, weil er sie
nicht ein wenig anders liebt als seinen Sohn. Gott »kennt«
alle möglichen menschlichen Erfahrungen seit Ewigkeit. Er hat aber
keine einzige am eigenen Leibe gemacht - vor seiner Menschwerdung
in Jesus von Nazaret. Himmelfahrt meint also - nach Jesu Geburt ist
Christus nur noch mit solchen Erfahrungen bei Gottvater, die er
auch selbst gemacht hat. Das bedeutet, daß er uns wirklich in jeder
Not und Freude, auch im Glück versteht, sozusagen auf unsere Art
und Weise versteht. Ob also einer auf einer Beerdigung betet oder wir
auf einer Hochzeit, wir erreichen in dieser Antwort auf Gottes Wort unbedingter
Liebe Gott tatsächlich. Himmelfahrt
also meint: Unsere Erlebnisse des Alltags mit den Augen Gottes zu reflektieren,
also Glaubenserfahrungen zu machen. Das ist uns in jeder Situation an
jedem Ort möglich. Jesus, der Christus, hat gesagt, uns nie zu verlassen.
Er hält sein Wort, das er ist, auch nach Karfreitag. Seinen Tod verkünden
wir als tot (vgl. Mt 28,20).
Die dritte
De mortuis nihil nisi bene. Über Verstorbene bitte nichts, es sei
denn nicht schlecht, sondern liebevoll, gut. Hält man sich an diesen
Grundsatz, kann man manches wohl kaum zitieren. Unsere Taufliturgie findet
nicht nur immer mehr Nachahmer, sie wird auch immer besser. Neulich haben
die Allerheiligenlitanei erstmals viele vorgebetet. Aus unserer Allerheiligenlitanei -
unlängst ergänzt um die Namen Stefan und David - darf zitiert
werden. Einer allerdings kann bisher nicht daraus zitiert werden, da er
noch nicht drin ist: Jesus.
Die Gottheit wirkt sich auf die Menschheit nicht anders aus, als daß
Jesus die Sünde läßt. Das ist eine außerordentliche
Art der Kirche, das gesamte Evangelium zu sagen, daß Gottes Liebe
zu jedem Menschen so grenzenlos ist, daß sie jegliche Angst entmachtet
und zu jeder bereit macht (R. Bultmann).
Die vierte
Die heutigen Schrifttexte sind keine raffiniert gestaltete Berichterstattung
einer Abschiedsvorstellung. Der Sohn Gottes verabschiedet sich nicht,
er geht nicht von uns. - Christus empfiehlt uns im Gegenteil, uns
zu verabschieden. Unsere Abschiedsvorstellung von der irrtümlich
für un-himmlisch, für unerlöst, für Gott unerfahren
gehaltenen Welt ist gefragt. Und in der Tat sind wir auch genau dazu heute
morgen wieder hier: Wir feiern, in Gottes Gegenwart zu leben, unmittelbar
neben Jesus von Nazaret zu sein. Wir feiern, daß sogar alle, die
noch gar nicht das Licht der Welt erblickt haben, schon im Himmel sind:
in der Liebe Gottes zu Gott, des Vaters zum Sohn, in der Liebe, die Gott
selbst ist: der Heilige Geist, der uns niemals auf unserem menschlichen
Geist sitzen läßt.
Abschied, nehmt doch Abschied! »Laßt Euch mit Gott versöhnen! -
Wir bitten Euch an Christi Statt« (vgl. 2 Kor 5,20).
Laßt Euch von Gottes grenzenloser Liebe lieben, nicht im Himmel
und auf Erden, sondern »im Himmel wie auf Erden«! Nehmt Abschied
vom falschen Menschen, der Ihr gar nicht seid! - Wer zu einem anderen
sagt, und das wird - der Himmelfahrt sei Dank! - immer seltener:
»Fahr doch zur Hölle!«, der nimmt den falschen Abschied:
Er ist bereits da, wohin er den anderen wünscht.
Jesu Himmelfahrt - Lesejahr B
Apg 1,1-11; Eph 1,17-23; Mk 16,15-20
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