4. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr A

 

Apg 2, 14a. 36 - 41 Joh 10, 1 - 10


Ohne zu jammern, ohne zu klagen - ohne der falschen Gefährdung nachzugeben, unsere sonntägliche Laune zu verderben, gilt es dennoch festzustellen, daß derer zu viele sind, die den Himmel verwechseln z.B. mit der Nibelungenstraße in Köln.

Da kann es passieren, daß einer fragt: Bitte sehr, wie komme ich hier zur Nibelungenstraße? und er bekommt - so weiter der Anfang der Predigt, der mir gestern nachmittag geschenkt wurde vielleicht zur Antwort: Ich fürchte, daher kommen Sie gerade!

In den Himmel hereingekommen ist jeder von uns bei seiner Zeugung. Und aus dem Himmel heraus kommt niemand, selbst die Ablehnung des Himmels, die Hölle, findet in der Liebe des Vaters zum Sohn statt.

Dreimal haben wir dieses Evangelium, in der Liebe Gottes des Vaters zum Sohn, im Heiligen Geist zu leben, heute gehört. - Und so ist zu der Textstelle aus dem Johannesevangelium heute nicht ein Dreifaches zu sagen, sondern ein und dasselbe dreimal.

1. Zum erstenmal hörten wir heute das ganze Evangelium, insofern wir informierte Christen sind, in der Formulierung: Durch die Türe einzugehen oder eben anderswo einzusteigen ...

Im Unterschied zu Psychologen, Psychotherapeuten und ähnlich informierten Leuten mit Kenntnissen über ein Detail (!) dieser Welt stehen die Christen als Christen, die Theologen, die Prediger. - Für Psychologen, für Psychotherapeuten gilt es unumstößlich, daß sie die Menschen dort abzuholen haben, wo sie stehen. Damit diese Menschen anschließend mit (!) dem, was sie gehört haben, leben können. - Wenn die Leute ihr Geld wert sind, besser leben können.

Christen als Christen, Priester, Theologen haben unter keinen Umständen die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen, sondern sie haben ihnen zu eröffnen, daß sie bitteschön genau dort stehenbleiben können (!), wo sie seit ihrer Zeugung leben: im Himmel! Damit sie nicht mit dieser Wahrheit leben können, sondern damit sie diese Wahrheit leben können: damit sie leben können. Wer das sagt, ist "die Tür" zum Leben für die Menschen, die sich wieder oder erstmals gesagt sein lassen, wie Peter heute (er wurde in diesem Gottesdienst getauft) im Heiligen Geist zu leben seit der Zeugung.

2. Vieles wird Ihnen in dieser Taufe bekannt vorkommen. Neu ist folgendes: Mit Peters Eltern zusammen habe ich einen Vers aus dem verlesenen Text ausgesucht - als "Taufspruch" - ein Brauch, den wir vielleicht künftig auch übernehmen wollen. Dieser Taufspruch wird auch eingetragen werden ins Stammbuch der Familie. Es sind die Worte: "Sie kennen Seine Stimme!"

Alle Menschen kennen die Stimme Christi. Nicht daß alle Gott selbst, Christus selbst, schon gehört hätten! Aber wenn die Menschen hören, bedingungslos geliebt zu sein, - wenn die Menschen hören, trotz ihrer Fehler und Schwächen, trotz ihrer Mutlosigkeit und Verzagtheit über jedes geschöpfliche Maß hinaus geliebt zu sein, dann reagieren sie so: Das ist es!

Mit dem Sagen des Evangeliums im strengen Sinn, daß auf Gottes Liebe grundsätzlich Verlaß ist, verhält es sich wie mit dem Erzeugen einer Frequenz, die eine in der Ecke des Raumes stehende Geige oder Bratsche zum Klingen bringt.
Der Mensch hört im Evangelium eben nichts Neues, er hört, wer er vor dem Hören dieser Botschaft schon ist: ein Mensch, geliebt von Gott, dem Vater, mit derselben Liebe, mit der er seinem Sohn von Ewigkeit her zugewandt ist.

Diese Stimme "kennt" der Mensch! Diese Stimme ist die Wahrheit, in der der Mensch schon lebt, bevor es ihm eröffnet wird.

Auch für Jesus von Nazaret kam der Glaube vom Hören: Er verkündete historisch erstmalig, daß Gott seine Liebe niemals zurückzieht, wenn wir versagen. An der Reaktion der Menschen, an der Reaktion der Zuhörer, erkannte er, daß man sich dieser Wahrheit nur entziehen kann in Willkür: ohne einen einzigen Grund angeben zu können. - Anders als bei jeder (!) Information der Welt.

Der Mensch hört, wer er bereits ist. Der Mensch hört seine eigentliche, seine tatsächliche Identität. Und er glaubt, wenn er mit seiner ganzen Person in jeder Situation seines Lebens sich diese grenzenlose Liebe Gottes gefallen läßt - er glaubt sich selbst!

Und so wird auch Peter eines Tages nicht für-wahr-halten, daß er einer ist, der sich vor der Angst dieser Welt zu ducken und zu verkriechen hat, er wird hören, wenn ihm erklärt wird, was wir in der Taufe mit ihm machen dürfen, daß er - mit Gott im Bunde über jeder Angst steht, auferstanden ist.

Peter wird, wenn ihm erklärt wird, was wir heute mit ihm gemacht haben, an sich selbst glauben! - Das ist identisch mit: an Christus Jesus zu glauben.

Und 3. sagt der heilige Johannes ein und dasselbe noch einmal in diesem Text: Ich bin gekommen, daß sie das Leben haben! Alle anderen scharf zu formulieren, wäre ich vermutlich nicht bereit - alle anderen kümmern sich um Gestohlenes, Geschlachtetes und Vernichtetes und sind Betrüber und Diebe. - Zumindest hätte er hinzufügen können: Daß sie irren, aus Irrtum heraus, irre geleitet handeln.

Alles in dieser Welt, das man stehlen, schlachten, vernichten kann, kann man stehlen, vernichten, schlachten, um Nutzen daraus zu ziehen. Alles, was man schlachten, vernichten, stehlen kann, mag aus dieser oder jener Rücksicht uns hilfreich sein. Gott allein, identisch mit dem Wort, daß er jeden Menschen über jedes irdische Maß hinaus liebt, Gott allein ist in der Lage alle Angst zu entmachten, von allem Bösen zu befreien - Peter, den wir auf dieses Wort taufen, und uns.