Feste
Christen feiern das Wort
unbedingt geliebt zu sein
mal unter der Hinsicht,
mal unter jener
Zum Gottesdienst
kommen Christen zusammen, um auftragsgemäß das Opfer
Jesu Christi, sein Sterben für alle Menschen
und seine Auferstehung gegenwärtig zu setzen,
wie es im Theologenslang heißt. - In Abendmahl und Eucharistie
steht weniger das Hören des Wortes, das
der Sohn Gottes selbst ist, im Vordergrund, als vielmehr das Tun
des Wortes, unter allen Umständen, ohne Wenn und Aber, unbedingt,
grenzenlos geliebt zu sein: Sakramente sind Zeichen des angenommenen Glaubens,
der Freude also darüber, daß
es den Glauben, Gottes Werk in uns, gibt, daß wir das unausdenkbare
Wort gehört haben, nicht Gott gegenüber, sondern in der unendlichen
Liebe Gottes zu Gott zu leben, im Heiligen
Geist. Nichts vermag uns aus der Gemeinschaft mit Gott herauszureißen
(Röm 8). - Gegenwärtigsetzen
meint, daß man Gottes unbedingte Liebe auch freudig in Anspruch
nimmt: »Wie ich dieses kleine Stückchen Brot tatsächlich
in mich aufnehme, so will ich tatsächlich auch gern vom Heiligen
Geist erfüllt sein«. - Es gibt kein Dogma, daß nicht
auch schon vor der Eucharistie die Hostien der Leib Jesu Christi sind,
aber sie sind es solange nicht für die zur Feier Zusammengekommenen,
als sie sich wieder neu darauf besonnen haben, zu ihrer Nachlässigkeit
zu stehen, sie zu bereuen und neue Pläne zu schmieden, wirklich die
erste Schritte zu tun zu Versöhnung usw. Der Priester betet zuvor.
»Sende Deinen Heiligen Geist
, daß sie (die Hostien)
uns werden Leib
unseres Herrn Jesus Christus.«
Abendmahl und Eucharistie
sind Feste, also Zusammenkünfte mehrerer (Christen,
denn anderen ist das Tun des Wort nicht verständlich, sie
müssen zunächst hören, was Gott uns Menschen in
seiner Selbstoffenbarung zu sagen hat: nicht nach unserer Leistung
geliebt zu sein, sondern nicht geringer als Christus Jesus selbst)
zur gemeinsamen Reflexion der getanen Arbeit und dem Schmieden
neuer Pläne.
Entsprechend logisch ist der Aufbau der Feiern. Wie ein Kind, das beim
Naschen erwischt wurde, zunächst zwei Aussagen macht, um dann die
Mutter zu hören: »Ich habe Dich wieder richtig lieb!«
beten auch die Erwachsenen zunächst ein Gebet, in dem sie um Verzeihung
und Vergebeung bitten, um dann - nach dem Hören des Wortes -
Gott neue Vorsätze vortragen. - Das Kind sagt: »Es tut
mir leid!« und »Ich will es nicht wieder tun!«; bei
den Erwachsenen heißen diese Gebete - im kath. Gottesdienst -
»Tagesgebet« und »Gabengebet«. Wie das Kind nach
der Zusage der Mutter, es wieder richtig lieb zu haben, mit einem »Danke«
schon wieder mit dem Ball unterwegs sind, so freuen sich die Erwachsenen,
im »Einsetzungsbericht« Gott selbst seine unendliche Liebe
wieder zusagen zu hören. Auch sie sprechen im »Schlußgebet«
ihren Dank. In möglichst konkreter Weise, die erkennen läßt,
mit welchem »Ball« sie in ihren Alltag zurückkehren... Das Fest der Auferstehung, Ostern
Gottes Wort, daß alle Menschen über jedes geschaffene
Maß hinaus geliebt sind, entmachtet alle Angst,
die sonst die Quelle aller Sünde, aller Unmenschlichkeit wäre.
Das Wort stellt über jedes Problem: Nichts kann uns scheiden von
der Gemeinschaft mit Gott.
Ostern
feiern Christen das Wort Gottes unter der Rücksicht, daß
es uns über alle Sorgen und Probleme stellt.
Das Fest der Geburt des Wortes
mitten unter uns Menschen, Weihnachten. Jesus ist der Christus,
der, der das Wort Gottes, das unausdenkbare, das nur vom Hören kommende,
erstmals verkündete. Er erlöste auch uns aus der Macht der Angst,
machte auch uns unerpreßbar.
Weihnachten
feiern Christen das Wort Gottes unter der Rücksicht, daß
es auch bei ihnen ankam, auch bei ihnen einen historisch angebbaren Anfang
hat.
Weihnachten
feiern Christen das Wort unter der Rücksicht, daß auch
sie Christus im Mitmenschen zur Welt bringen, wenn sie das Wort sagen,
Christus, und zwar in Zeit und Raum - in Welt.
Am Fest der Grundsteinlegung
zum neuen Krankenhaus feiern Christen das Wort Gottes unter der Rücksicht,
dass Krankheiten die Menschen auch nicht aus der Gemeinschaft mit Gott
herausreissen. Krank in den Augen ist nicht der Patient, sondern der Sünder -
und Christen haben gehört, dass Reue wahre Wunder wirkt! Buchstäblich,
denn der Glaubende ist das Wunder - in den Augen der Kirchen: ein
factum sensibile, a Deo patratum, extra cursum naturae.
Am Hochzeitstag
und jedem der folgenden feiert der Christ das Wort Gottes unter der Rücksicht,
dass es ihn befähigt, all sein Tun in bezug auf seinen Ehepartner
so zu gestalten, dass es der Beziehung zwischen Christus und dem Geschehen
des Wortes Gottes, der Kirche, genau entspricht, dass es dieses Verhältnis
ist, ausmacht. - Wie ich diese Fenster putze, damit wir wieder ungetrübt
in den Garten schauen können, so will ich in allem meinem Tun so
sauber, so transparent sein, dass nichts den Blick meines Ehepartners
auf das Wort Gottes, auf Christus selbst, trübt oder sonst wie beeinträchtigt.
- Wie ich mit Koffern in beiden Händen, Taschen unter den Armen und
dem Autoschlüssel zwischen den Zähnen - wahrhaft »ein
weltlich Ding«! - meiner Frau die Türe noch mit dem Knie aufhalte,
so will ich ihr grundsätzlich nie im Weg stehen, die Türen einladend
öffnen zu Christus, dem Wort Gottes für uns.
Am Einschulungstag
feiert der Christ das Wort Gottes unter der Rücksicht, dass
es ihm sagt, für den Himmel rein nichts lernen zu müssen. Er
braucht kein grosses Wissen, keine Fertigkeiten - er braucht nur
die »Kompetenz« - ein ganz moderner I-Dotz!, - sich
über sein Leben in Gottes unüberbietbarer Geborgenheit zu freuen,
d. h. zu glauben.
Am Tag der gelungenen Operation
feiert der Christ das Wort Gottes unter der Rücksicht, dass
sie ihm sichtbares Spiegelbild der unsichtbaren Gemeinschaft mit Gott
ist und Quell großer Freude. Er verwechselt nicht länger gut
erfahrene Welt mit Gott, und auch eine mißlungene Operation ist
ihm widerspruchslos Spiegelbild des Himmels, da auch sie ihn nicht aus
der Gemeinschaft des lebendigen Gottes herauszureißen vermag. -
Seinen Mitmenschen dagegen ist alles noch Spiegelbild der Hölle:
Leid und Schmerz und Tod sowieso, aber auch Urlaub, weil er endet, eine
gute Familie, weil sie stirbt
Am Fest des Papstes
(cathedra Petri?)
Am Tag der Habilitation
Am Tag des Empfangs des Bußsakramentes
Am Firmtag
und jedem folgenden feiert der Christ das Wort Gottes unter der
Rücksicht, dass es alles Üble und Böse von ihm »abglitschen«
läßt weil er mit Christus gesalbt ist wie die alten Ringkämpfer
gesalbt waren, und alle Gegner ihn nicht zu fassen bekamen, von ihm abglitschten...
Am Feuerwehrjubiläum
Am Tag der Unbefleckten Empfängnis
feiern Christen das Wort Gottes unter der Rücksicht, dass
es ihnen eröffnet, wozu der Mensch da ist, wer der Mensch in seinem
Wesen ist, wenn er ein menschlicher Mensch ist: Nicht in all dem, was
man in und an ihm sieht. Wie Maria, die Gottesgebärerin, geht jeder
ganz und gar darin auf, auch Christus dem Nächsten bekannt zu machen,
ihn in ihm zur Welt zu bringen: aus diesem Wort Gottes heraus zu leben,
ohne Sünde.
An Fronleichnam
feiern Christen das Wort Gottes unter der Rücksicht, dass
man seine Bedeutung sichtbar machen kann - für den Glaubenden:
So wie der Mensch vom Brot lebt, so der Christ vom Wort Gottes, von Christus.
Am Pfingstfest
feiern Christen das Wort Gottes unter der Rücksicht, dass es jeden
Menschen befähigt - und Christen sie die, die das hörten
und immer wieder gern hören - die Vorhänge aufzuziehen,
die Türen zu öffnen und herzlich auf die Menschen und sogar
Gegener zuzugehen - Feinde gibt es nicht mehr!
Am Erntedankfest
feiern die Christen das Wort Gottes unter der Rücksicht, dass
es sie heranreifen ließ - ganz und gar ohne ihr Zutun -
zu erlösten Menschen, unüberbietbar frei. Sie brauchen das Angebot
völliger Vergebung nur anzunehmen; und selbst das, ihr Glaube, ist
Gottes Werk in ihnen.
Am Himmelfahrtstag
feiern Christen das Wort Gottes unter der Rücksicht, dass
es ihnen sagt, dass alle Menschen von ihrem Anfang an im Himmel sind.
Schon Kinder können ihnen im Gottesdienst zeigen, was Himmelfahrt
bedeutet: sie brauchen nur mit ihren Drei- und Fahrrädern durch
die Gänge zu fahren
Am Namenstag
feiert der Christ das Wort Gottes unter der Rücksicht, dass
es tatsächlich genau auch ihn in seiner derzeitigen Situation meint.
Martin wollte einmal werben für die Beichte. Mitten in der Menge
der Predigtzuhörer könne wohl schon mal einer meinen, das gelte
sicher für alle übrigen, dass Gott (auch) den Sünder liebe
wie seinen eingeborenen Sohn, doch er könne damit bei seiner Schuld
schwerlich gemeint sein. - Bei der Beichte sei das nicht möglich,
es sei neben dem Beichtenden ja gar keiner da
Am Tag der Führerscheinprüfung
Am Tag des Lottogewinns
feiert der Christ das Wort Gottes unter der Rücksicht, dass
ihm in der unendlichen Liebe des Vaters zu Sohn niemals etwas abgeht und
er unter dem Strich nichts mehr zu gewinnen braucht, nichts mehr gewinnen
kann, dass er grundsätzlich mit anderen teilen kann, ohne irgendetwas
zu verlieren.
Am Tag der Meister- (Gesellen)prüfung
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