Advent
was ist das?
Im Januar damit
anfangen?


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Benno Eich SJ
Canisiushaus
Hültzstraße 22-24
50 933 Köln

Am vierten Sonntag
im Advent 1999
19. Dezember

 

Frau
Erna Hutze
Hügelweg. 42
89 221 Pelzfluss

 


Sehr geehrte, liebe Frau Hutze!

Sie haben mich und meine Arbeit
der Verkündigung Gottes unendlicher Liebe zu jedem Menschen durch Ihre Spende schon wieder einmal großherzig unterstützt! - In aller Bescheidenheit darf ich vielleicht sogar sagen:

Sie haben mich, und das heißt meine Verkündigung

der über alle irdischen Masse hinausgehenden Liebe Gottes   -
jedem Menschen von allem Anfang an bedingungslos geschenkt -

wieder einmal auf hochherzige Weise gestärkt. Ja, vielleicht darf ich mich mit dieser Arbeit des Weitersagens gleichsetzen, denn (nur) im Christentum gilt ja: Botschaft gleich Bote - Bote gleich Botschaft.

Ich bin fest überzeugt, dass man heutzutage nicht dahinter kommen kann, worum es im Christentum tatsächlich geht, wenn man das nicht verstanden hat. Die Botschaft Jesu, das Wort Gottes ist mit dem Boten identisch. - Zur Interpretation fast jedes Bibeltextes ist dieser »Sach«verhalt unerlässlich!

Das gilt für das AT ebenso wie für das NT. - Denn das NT ruht im AT schon und bedarf nur des sachgemäßen Umgangs, um ein und dieselbe Aussage zu machen wie das NT

Bei sachgemäßer Verkündigung kann mir keiner kommen: »Na, ja. Nichts gegen Sie, nichts gegen Ihre Person, Herr Pater, aber was Sie da sagen - …« - So kann man in jedem anderen Fall sprechen, wenn nicht Gottes Wort (weiter) gesagt wird, sondern eine Ansprache gehalten wird, eine Rede oder Proklamation. - Bei allen anderen Aussagen als der Aussage des Evangeliums Gottes unüberbietbarer Güte lässt sich die Botschaft nicht nur vom Boten unterscheiden, es lassen sich auch Botschaft und Bote voneinander trennen, d. h. völlig unabhängig voneinander betrachten.

Nur der Prediger bringt mit seiner Aussage, dass jeder Mensch vom Vater mit demselben Heiligen Geist geliebt ist, d.h. mit Christus, dem Sohn mit geliebt ist, die (einzige) Wahrheit über die Gesamtwirklichkeit, über Gott und Welt und Gottes Verhältnis zur Welt; jeder Redner dagegen macht nur eine Aussage über einen Ausschnitt der Welt.

Als Mensch ist er in jeder solcher Aussagen nie ganz und gar mit gemeint; keine andere Aussage, als die des Evangeliums sagt alles über den gesamten Menschen, seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. - Nur im Evangelium kommt jeder Mensch ganz und gar und unter jeder Rücksicht vor.

Für Ihre großzügige Spende möchte ich Ihnen danken. Aber was mache ich statt dessen? Ich beginne mit einer Vorlesung über die Identität ganz bestimmten Wortes und der zweiten göttlichen Person, die deswegen auch Wort Gottes genannt wird, weil Gott uns darin alles sagt, was er uns zu sagen hat: Sich selbst:

Warum danke ich Ihnen nicht gleich? Nun, liebe Frau Hutze, weil mir dafür ganz einfach die Worte fehlen. Schließlich sind diese Zeilen ausgelöst schon von Ihrer dritten Spende in kurzer Zeit. Da gehen mir für's Danken langsam die Worte aus.

Vielleicht gefällt es Ihnen, sich einmal in Bezug auf das, was in unseren Kirchen »Sache« ist, ganz dumm zu stellen. - Wenn Ihnen das gelingt, dann kann ich (Ihnen) einmal zeigen, wie ich z. B. anderen Leuten - die haben nämlich zumeist leider auch nicht die geringste Ahnung - wie ich denen z. B. erkläre, was Advent wirklich meint. Und dabei wird dann sicherlich als Dank an Sie etwas dabei sein, dass auch Ihnen neu ist.

Der Advent ist eine Angelegenheit der Christen  so etwa würde ich beginnen. Es gilt also, sich zunächst einmal klar zu werden, was Glauben im Sinn Jesu bedeutet, was die christlichen Kirchen eigentlich zu sagen haben, ja, was überhaupt eine christliche Kirche, was eigentlich ein Christ ist. - Wenn Ihnen das gefällt, hindert Sie niemand, das zu übernehmen, zu glauben (im Sinn Jesu) und mit Ihrem eigenen Advent zu beginnen, wann es Ihnen gut dünkt:

Wenn gewünscht, gehe ich nun darauf ein, wie der Gott der Bibel definiert ist, und dass leider immer noch heutige christliche »Prediger« nachweislich den falschen Gott haben. Es lässt sich beweisen, dass dieser Gott falsch ist, dass es ihn nicht gibt.

Bei der Beschreibung der Welt - an der ist jedem gelegen: wer wollte schon mit dem Kopf durch die Wand gehen?! Jeder beschreibt also pausenlos seine ihm unmittelbare Umgebung, bewusst oder unbewußt, um nicht zu schaden zu kommen - bei der Beschreibung der Welt also begegnen wir immer wieder Widersprüchen und Widerspruchsproblemen, die zwar unlösbar scheinen, sich aber von tatsächlichen Widersprüchen dadurch unterscheiden, dass sie nur so aussehen, in Wirklichkeit aber doch zu lösen sind.

a   Wie spät ist es? Zwei (oder gar drei ) Antworten werden gegeben: Es sei 12:oo Uhr, nein, es sei 15:oo Uhr, sagt ein anderer. Auf den ersten Blick scheint es Unsinn zu sein, finden wir aber die zwei Hinsichten, unter denen beide Aussagen gleichzeitig stimmen, ist das Widerspruchsproblem (der ersten Art) gelöst:

Unter der Hinsicht, dass ein Berliner spricht, ist es 12:oo Uhr. Unter der Hinsicht, dass einer aus einem Flugstunden entfernten Ort spricht, ist es 15:oo (o. ä.) Uhr, und zwar tatsächlich zur selben Zeit.

b   Ein Beispiel für die 2. Art der Widerspruchsprobleme, der Widerspruchsprobleme, an denen ganz offensichtlich die ganze Welt Anteil hat: Die Spitze des Ulmer Münsters da vorn (das blaue Radiergummi hier oder die 2o.5oo Einwohner Timbuktus sieben km nördlich des Niger) ist / sind gleichzeitig dasselbe und nicht dasselbe, dieselben und nicht dieselben. Diese gleichzeitige Identität und Nichtidentität nennt Ihr Lexikon Veränderung.

Hier brauchen wir wieder zwei verschiedenen Hinsichten (die sich nicht einander ausschließen), um beide Aussagen gleichzeitig gelten lassen zu können.

Unter der Hinsicht, dass alles, was uns umgibt, alles, was wir Welt nennen, bekanntes und unbekanntes Gebiet, restlos abhängig ist von Gott, dann bliebe die Welt in all ihrer Veränderung dennoch stets ein und dieselbe, wie sich die Zeiten auch ändern.

Und unter der Hinsicht, dass alles, was uns umgibt, gleichzeitig restlos von Gott verschieden ist, dann ist die Schöpfung niemals gleichzeitig mit sich identisch!

Die Welt ist also Schöpfung im Sinn der Bibel (bei Produkten gibt es keine Restlosigkeit …). - Dann »gibt« es auch einen Schöpfer, von dem wir uns während des Beweises nicht das geringste Bild gemacht haben, brav, wie wir sind, seit dem zweiten Schuljahr …

Andere Hinsichten, die Behauptung der Bibel, es gäbe die Welt (nur) als Schöpfung, zu beweisen oder zu widerlegen, sind bis jetzt nicht gefunden …]

Dem wissbegierigen Zuhörer ist nun klar, dass
·   es Gott beweisbar »gibt«; genau: dass sich beweisen lässt, dass die Welt Schöpfung des Schöpfers ist
·   dass Jesus behauptet, Gott liebe seine Schöpfung ohne Wenn und Aber über jedes Maß hinaus, sozusagen rücksichtslos …

Der wissbegierige Zuhörer verweist uns nun in aller Bescheidenheit darauf, dass das in der Welt liegende Gesetz, nach dem auf jede Aktion eine Reaktion folgt, nicht vom Bundestag ausgedacht und in Kraft gesetzt sei …sondern ja wohl von keinem anderen als von unserem Gott, der in seiner Reaktion auf unser Verhalten seine unermessliche Liebe immer wieder zurückziehen müsste …

2   Wir nehmen ihm die Vorstellung, Gott stünde seiner Welt gegenüber; denn dafür, dass auf jede Aktion eine Reaktion folgt, ist Voraussetzung, dass die beiden agierenden / reagierenden Grössen einander gegenüber stehen. Schlagen Sie vorsichtig mit der Hand auf den Tisch: Das Gegenüber Hand verursacht ein Geräusch; zehn Kinder rodeln in diesem Winter zum erstenmal, zwei schauen nur zu. Sie gehen in den Keller und schenken den beiden Ihren Schlitten: Die Reaktion besteht in strahlenden Kinderaugen. - Anschließend sinnen Sie über die Kinder noch nach und salzen und salzen und salzen ... bis Sie die beiden je agierenden Größen gegenüber sehen ... und sich dieser Suppe auch gegenüber, weswegen sie in keinem Kochbuch künftig fehlen wird ...

Wir sagen, dass Gott sich auf drei verschieden vermittelte Weisen besitzt. Wir sind in die unendliche Liebe des Vaters zum Sohn hinein gezeugt und geboren. Wir leben nicht in Erwartung beinahe lückenloser Prügel, sondern im Heiligen Geist, der unüberbietbaren Liebe zwischen Gott dem Vater und Christus, seinem zweiten Selbstbesitz, seinem Wort, das ganz - Joh 15,15 - bei uns angekommen ist.

Wenn dann doch wieder von Gegenübern gesprochen werden soll: Vater und Sohn … Gottvater liebt unüberbietbar, er ist die Liebe. Gottes Sohn »reagiert«, antwortet mit demselben Heiligen Geist, derselben maßlosen Liebe …

3   Gott liebt alle Menschen unendlich - »Glamu«, wie meine Schüler die einzige Aussage der Bibel noch weiter kürzten, ohne sie zu verfälschen. - Drei Dinge sind noch zu klären, bis man dazu übergehen kann, zu erklären, was
·   die Unfehlbarkeit jedes Menschen, darunter also auch die des Papstes, wenn er das Wort Gottes sagt
·   für die Kinder-, und was für die Erwachsenentaufe spricht
·   was die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession meint
·   der Advent in den Augen Gottes meint …

a   Was ist Liebe, was will Liebe?
b   Bote gleich Botschaft …
c   Alltag - Fest (vgl. Advent - Weihnachten)

b   … noch einmal das meiner Ansicht nach unverzichtbare Verständnis des Sachverhaltes, dass (im Christentum und nur im Christentum geltende) Botschaft gleich Bote:

Lieben wir einen Menschen, wollen wir bei ihm sein. Je häufiger desto besser; je intensiver desto besser. Mit keiner Faser wollen wir ihm im Weg stehen. Wir wollen am liebsten nur Liebe für ihn sein, nichts anderes als Liebe. Wir wollen am liebsten in den Satz hinein krabbeln: »Ich liebe Dich!« - Wir möchten der Geist sein, den der Satz meint, nur Liebe, nur Liebe, sonst nichts!

Christus Jesus, Christus Margot, Christus Guido, Christus … das ist das Selbstbewusstsein derer, die sich Christen nennen. Nichts anderes. - Zu denen sagt Jesus: Joh 14,12. Zu anderen kann er das nicht sagen. -

»Wer …, der gibt sein Leben für seine Freunde (ohne es selbst zu verlieren!)« interpretieren Sie doch bitte mal, ohne dieses Geheimnis, das offenbar werden will und von den Dächern gerufen werden soll ... ohne dieses Geheimnis zu benutzen: »Botschaft unendlichen Lebens, in der Liebe Gottes zu Gott zu leben" ist dem Boten gesagt, dessen Herz ganz und gar - davon! - voll ist und der es weitersagt, der nicht anders mehr kann: geteilte Freude ist doppelte Freude.«

c   Im Alltag strengt jeder sich an, versucht an ihrem Ort jede, so gut zu arbeiten, dass auf ihrem Platz keine andere es besser machen könnte …
Im Fest werden - in Gemeinschaft! - die zurückliegenden Arbeiten reflektiert, es werden neue Pläne geschmiedet, Gedankenaustausch .. Lebenserfahrung wird ausgetauscht: Freude wächst und Vorfreude:

Wir sagen einem Nachbarn, Kegelbruder oder Kollegen im Büro, was der in unseren Breiten garantiert erstmals hört: das Evangelium Gottes unendlicher Liebe zu jedem Menschen. - Wir sagen ihm, wer er ist, wer er von Anfang an - verborgen - schon ist.

Wir begegnen dem ersten möglichen Einwand, indem wir das (einzige) Dogma der christlichen Kirchen - ob es in der einen so genannt wird oder in einer anderen nicht - wir werden keine einzige Enzyklika, d. h. keine Aussage fehlbarer Menschen machen über die »Anwendung« des Evangeliums auf unsere Probleme - z. B. das schwierige vieler Ärzte: »Stecker raus?!«, das fast aller Frauen: »Pille - ja oder nein?« sondern allein das Evangelium sagen, das aber ausführlich:

Wir sind von Anfang an in Gottes grenzenlose Liebe zu Gott, die des Vaters zum Sohn, hineingenommen, wir sind von unserem Anfang an im Heiligen Geist, wir sind auferstanden - d. h. wir stehen unbesiegbar über jedem unserer Probleme, wir leben längst im Himmel.  Wenn wir Gottes Wort von Herzen gern in uns haben, glauben wir im Sinn Jesu  d.h. wir lassen Gottes Werk in uns zu: den Glauben. Wir nehmen dann in Anspruch, ein anderer Christus zu sein, wir lassen Christus in uns des anderen Sünden vergeben  - und vergessen machen. - Welchen Ihr die Sünden erlasst, denen sind sie, welchen Ihr nicht ... Wer soll sie ihnen denn sonst vergeben?! - Weichet von mir, die Ihr meint, Euch auf meiner Gnade ausruhen zu können!

Ob es Advent im Sinn Christi Jesu ist, wenn wir uns vorbereiten zu feiern, dass er vor 2.ooo Jahren nun, Flugstunden von hier entfernt, geboren wurde?

Ob es Advent ist, gut vorbereitet der Stunde feiernd zu gedenken, in der jemand Christus für mich gebar, vor soundso vielen Monaten, an einem 17. nachmittags Christus für mich gebar? Mir die Wort sagte, die das Wort sind: Dass sogar auch ich gnadenhaft in den Himmel aufgenommen sei, die Liebe Gottes zu Gott?

Ob es Advent ist, Zeit der Vorbereitung aufs Fest, wenn ich meinem Nachbarn, den ich besuche, Christus schenke, Ihn für ihn zur Welt bringe, dieses Wort leibhaftig, d. h. in Raum und Zeit zur Erscheinung bringe? - Damit er sich des Heiligen Geistes nicht anders freut, der ihn nicht anders als Christus durchdringt. Dass er zu Weihnachten, feiernd wie nie zuvor, im Gottesdienst neben mir sitzt. Am 29. Januar 2.ooo abends oder am 30. Januar morgens? - Oder im März?

Wie Angelus Silesius entschied, weiß man heutzutage noch. Die Entscheidung ist wenigstens halb richtig ...
Ja, sie ist sogar ganz richtig, wenn ich Martin Buber »Der Mensch wird am Menschen zum Menschen!« in Jesu Sinn zu ergänzen verstehe: »Der Christ wird am Christen zum Christen!«

Nichts, aber auch gar nichts habe ich davon, dass Christus in mir lebt, wenn ich ihn nicht mit dem Morgengebet begrüße und Ihm nicht ab und zu einen neuen Christen zuführe.

Christus vor 2.ooo Jahren - da passt das Friseurlied:
Holder Knabe im lockigen Haar ...
Christus mit Unterbrechungen seit ca. 27 Jahren in mir:
Kommste heut nicht, kommste morgen … Da ist auch noch ein Tag ...
Christus in drei Wochen im Nachbarn:
Advent erledigt, abgearbeitet. Fest! Und welches Fest: Mich beschämende Tränen übergroßer Freude in meiner Schwester, meinem Bruder neben mir … - This is the first day of the rest of your life -

Im »Einsetzungsbericht« - im »In-ins Eine-Setzen-Bericht« … hören wir dann beide: Ihr, die in meinem Geist von diesem Brot Essenden - Ihr seid mein Leib.
Unangreifbar - Unverweslich.

Weihnachten: »Als die Zeit erfüllt war …«

Christen legen dar, in »erfüllter Zeit« zu leben, in der Ewigkeit, denn die ist so definiert; es kommt tatsächlich nichts mehr, oder warum soll unsere heutige unüberbietbare Gemeinschaft mit Gott nach dem Sterben oder am Dienstag danach anders heißen als Glaube?! …

»Als die Zeit erfüllt war …«
»Es ist vollbracht!«